Lüftungsanlage

Die Funktion einer Lüftungsanlage ist es, einen kontrollierten und den Anforderungen entsprechenden Luftwechsel des Volumens innerhalb der Gebäudehülle sicherzustellen.

Die Randbedingung ist dabei, die für die Raumhygiene und das Komfortempfinden der Bewohner und den Feuchteschutz des Gebäudes notwendigen Luftwechselraten einzuhalten. Während das Ziel eine gute Energiebilanz des Gebäudes ist.

Die Luftwechselraten sollten dann für eine gute Energiebilanz so niedrig wie möglich, für Raumhygiene und Feuchteschutz aber so groß wie nötig sein.

 

 

Anforderungen an die Luftwechselrate

 

Die Anforderungen an die Luftwechselraten sind komplex. Im hier folgenden wird von Wohngebäuden ausgegangen. Für Nichtwohngebäude sei auf [1] verwiesen.

Historisch reicht das Thema weit zurück und wurde vom ersten Hygieniker Deutschlands, Max von Pettenkofer, erstmals untersucht. Die Frage nach einer guten Raumhygiene ist nach Pettenkofe vom CO2 - Gehalt abhängig. Hier wurde von Pettenkofer ein Grenzwert von 0,10 % gefordert, um eine ausreichende Raumhygiene zu gewährleisten. Alle anderen Stoffe sind nach Pettenkofer an den CO2 - Gehalt gekoppelt und automatisch in einem akzeptablen Rahmen. Als erste Faustregel wird oft 0,3 Wechsel pro Stunde angenommen, allerdings muss hier ganz klar gesagt werden, dass die Anforderungen mittlerweile komplexer sind und zuletzt 2009 in der DIN 1946 Teil 6 festgelegt worden sind. Sie ist zumindest Stand der Technik, Sachverständige planen darüber hinaus mit der DIN 1946 Teil 6 in dem rechtlich sichersten Rahmen, der momentan zur Verfügung steht. Gleichzeitig sehen viele Sachverständige die Norm zumindest teilweise kritisch.

Sie tritt in Kraft bei Neubauten oder bei Sanierungen, bei denen

 

- mehr als 1/3 der Fensterfläche erneuert oder

- mehr als 1/3 des Daches abgedichtet wird.

 

Dann muss ein Lüftungskonzept erstellt werden, deren wichtigste Zusammenhänge im folgenden erläutert werden. Betrachtet werden in der DIN 1946 Teil 6 einzelne Nutzungseinheiten (NE), also Wohnungen oder Einfamilienhäuser. Für jede NE muss der Nachweis erbracht werden.

 

Diese sind in der DIN 1946-6 festgelegt und wird in 4 Anforderungsstufen unterteilt:

 

1. Der Feuchteschutz muss sichergestellt sein, unabhängig vom Eingreifen des Bewohners.

Um den Feuchteschutz zu gewährleisten, wird von einer Luftwechselrate von 0,15...0,2 /h ausgegangen, vollständig ohne dass der Nutzer eingreifen muss

2. Reduzierte Lüftung bei geringer Nutzung zur Sicherung der Raumhygiene, also beispielsweise tagsüber ohne Anwesenheit der Benutzer. Diese Lüftungsstufe muss weitestgehend nutzerunabhängig gewährleistet sein.

3. Nennlüftungsstufe bei durchschnittlicher Nutzung zur Sicherung der Raumhygiene. Der Nutzer ist anwesend und kann durch aktive Fensterlüftung eingreifen.

4. Intensivlüftung durch Lastspitzen beispielweise infolge von Duschen, Kochen oder Wäschetrocknung. Der Nutzer ist anwesend und kann durch aktive Fensterlüftung eingreifen.

 

Luftaustausch über die Gebäudehülle findet durch Infiltration und Lüftung statt. Die Infiltration kommt durch Undichtigkeiten in der Gebäudehülle zustande, Lüftung wird durch manuelle Fensterlüftung oder Vorrichtungen zur Lüftung erreicht. Und es gilt:

 

1. n Infiltration + n Lüftungstechnische Maßnahmen  > n Anforderung

2. n Lüftungstechnische Maßnahmen = n Freie Lüftung + n Kontrollierte Wohnraumlüftung

 

Dabei ist die Fensterlüftung Teil der freien Lüftung!

 

Ist die Infiltration nicht ausreichend, um die Anforderungen (siehe oben 1...4) zu erreichen, kommen lüftungstechnische Maßnahmen (LTMs)  zum Einsatz.

 

Wie wird die Infiltration bestimmt?

Die Undichtigkeit der Gebäudehülle wird mit dem Blower - Door - Test gemessen, wobei für die Messwerte je nach Gebäudekategorie in der DIN 1946 - 6 die folgenden Grenzwerte (als n50 abgekürzt) existieren.

 

- Gebäudebestand: n50 = 4,5 / h

- Anforderung für EFH Modernisierung bei freier Lüftung: n50 = 2 / h

- Anforderung für Neubau oder MFH Modernisierung bei freier Lüftung: n50 = 1,5 / h

- Anforderung für EFH/MFH mechanischer Lüftung: n50 = 1 / h

 

Die Grenzwerte sind strikter als die für den Wärmeschutz in der EnEV festgelegten Grenzwerte. Mit der DIN 1946 Teil 6 ist die EnEV ebenfalls erfült.

 

Fazit

DIN 1946 Teil 6 ist Stand der Technik und in der Rechtsprechung anerkannteste Regel der Technik. Je dichter das Gebäude gebaut ist (geringere Infiltration), desto stärker muss die Unterstützung durch lüftungstechnische Maßnahmen (LtDs) eingeplant werden, um die erforderlichen Luftwechselraten nach DIN 1946 Teil 6 zu erfüllen.

Während der Feuchteschutz ohne Eingreifen der Bewohner gewährleistet sein muss, können die Bewohner zur Einhaltung der Raumhygiene zur Fensterlüftung herangezogen werden. Die Einbeziehung der Bewohner muss in einem Lüftungskonzept transparent dargestellt werden, dem die Bewohner zustimmen. Die Bewohner dürfen dabei nicht über den rechtlich zumutbaren Rahmen belastet werden, der nach höchstrichterlicher Rechtsprechung bei 2 - 3 Fensterlüftungen pro Tag liegt.

 

Mehr Informationen finden sie unter [1], [2], [3].

 

 

Typen und Bauelemente Lüftungstechnischer Maßnahmen (LTMs)

 

Man unterscheidet zwei Typen von LTMs:

 

1. Freie Lüftung

Als freie Lüftung bezeichnet man alle Lüftungsarten, die durch ein natürliches Druckgefälle angetrieben werden.

Wenn Wind weht, ist immer ein Druckgefälle zwischen der Luv- und der Leeseite eines Gebäudes. Je nach Stärke zwischen 2 Pa und 10 Pa für durchschnittliche Windverhältnisse. Durch die Undichtigkeiten und Öffnungen der Gebäudehülle und der Zwischenwände entsteht durch die Druckverhältnisse ein Luftstrom, der für einen Luftwechsel sorgt.

Eine weitere Möglichkeit, die äußeren Verhältnisse zur Lüftung nutzbar zur machen, sind Gewindigkeits- und Dichteunterschiede. Sie werden bei der Schachtlüftung und durch Dachaufsätze genutzt.

 

/// Bild: Bernoullieffekt und Kamineffekt ///

 

Die Verhältnisse sind für ein bestimmtes Gebäude extrem komplex und können nicht mit einigermaßen vertretbaren Anstrengungen physikalisch berechnet werden. Daher greift man auf Erfahrungswerte zurück, um den Zusammenhang zwischen Undichtigkeiten und Öffnungen und den resultierenden Luftwechselraten zu bestimmen.

 

Im folgenden sind einige Typen und Bauarten zur freien Lüftung zusammengefasst.

 

a. Fensterlüftung

Zu bevorzugen ist dabei Stoß- und Querlüftung. Im folgenden sind einige grobe Richtwertefür die Zeit für einen vollständigen Luftwechsel  aus [4] gegeben:

- Stoßlüftung mit Querlüftung: 1,5...5 Minuten

- Stoßlüftung ohne Querlüftung: 4...12 Minuten

- Fenster gekippt: 20...200 Minuten

 

b. Luftdurchlässe

Hiermit sind alle geplanten Öffnungen gemeint, die freie Lüftung gewährleisten. Also keine Ventilatoröffnungen und auch keine Undichtigkeiten. Dabei ist zunächst zu beachten, dass diese Öffnungen im wesentlichen nach den folgenden Prinzipien dimensionert werden:

 

- Der für die geforderten Luftwechselraten (siehe oben nach DIN 1946 - 6) notwendige Luftstrom muss bei zu erwartenden Windverhältnissen gewährleistet sein

- Zuglufterscheinungen sollen unbedingt vermieden werden

- Der Brandschutz muss gewährleistet sein

- Der Schallschutz muss gewährleistet sein

 

Mehr Informationen finden Sie unter [6].

 

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen Außenluftdurchlässen (ALDs) und Überluftströmungen (ÜLDs).

ALDs sorgen für den Luftaustausch mit der Umgebungsluft des Gebäudes und können in Außenwärnden, in Fensterrahmen, in Rolladenkästen oder im Dach installiert werden. Um Zuglufterscheinungen zu vermeiden, können ALDs hinter Heizkörpern angeordnet werden, so dass die Luft zunächst aufgewärmt wird. Für den Schallschutz können Schalldämpfersysteme vorgesehen werden.

ÜLDs sorgen für Luftströme zwischen Räumen und werden an Türen und Innenwänden installiert.

 

Eine Übersicht, die aufgrund der Vielzahl von Bauarten nicht den Anspruch auf Vollständigkeit hat, finden Sie in der folgenden Abbildungen:

 

/// Bild: 12 x Luftdurchlässe ///

 

c. Schachtlüftung

Bei der Schachtlüftung werden die Luftwechsel nicht direkt über ALDs, sondern über Schächte realisiert. Triebkraft ist hier weniger der durch die äußeren Luftbewegungen verursachte Differenzdruck, sondern die Geschwindigkeits- und Dichteunterschiede.

An der innen liegenden Schachtöffnung ist zum einen im Mittel die Geschwindigkeit der Luft deutlich geringer als an der Außenseite und bewegte Luft führt zu Unterdruck (siehe Flügeloberseite, Segel, Papier wird beim Pusten auf Tischplatte gesogen). Zum anderen sorgt der Temperaturunterschied auch bei Windstille für natürliche Konvektion im Schacht. Die warme Luft der Innenräume wird im Schacht nach oben strömen.

Vorteilhaft ist grundsätzlich, dass auch weiter innen liegende Bereich des Gebäudes so gut mit Frischluft versorgt werden können.

Schwierig ist die Realisierung der Zuluft. Verschiedene Arten sind üblich:

 

/// Bild: Schachtlüftungsarten ///

 

Hamburger oder Berliner Schachtlüftung:

Die Zuluft wird durch Undichtigkeiten in der Gebäudehülle realisiert. Bei dichter Gebudehülle ist diese Bauweise nicht mehr realisierbar. Im Bestand kommt sie jedoch sehr häufig vor, besonders bei Mehrfamilienhäusern.

Dortmunder Schachtlütung:

Die Zuluft wird über einen Querschacht, der in den Flur mündet, realisiert. Dadurch wird die Luft im Flur vorgewärmt und dann durch ÜLDs in die übrigen Räume geleitet. Die Zuglufterscheinungen können so auf den Flur beschränkt werden.

Kölner Schachtlüftung:

Speziell für Feuchträume ohne Fenster wird ein eigener Querschacht installiert. Dabei kann es je nach Wetterlage zu Zugerscheinungen kommen.

 

2. Kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL)

 

Wenn die Luftwechselraten der Wohnräume eines Gebäudes nicht durch die zufälligen äußeren Bedingungen, sondern durch kontrollierte technische Maßnahmen betrieben wird, spricht man von kontrollierter Wohneraumlüftung. Umgangssprachlich wird von einer Lüftungsanlage gesprochen.

 

Es ist hilfreich, die Planung einer Lüftungsanlage in drei Schritte zu unterteilen:

 

1. Lüftung einzelner Räume

Wenn man einen einzelnen Raum betrachtet, müssen die Zu- und Abluftstellen so geplant werden, dass ausreichende Luftwechsel erreicht werden, ohne dass Zuglufterscheinungen auftreten. Also genau wie bei der freien Lüftung auch. Das Themma ist sehr komplex und erforder viel Erfahrung. Hier seien nur folgende gängige Konzepte erwähnt:

 

- turbulente Mischlüftung: Die Luft wird mit verhältnismäßig hoher Geschwinschgkeit eingeblasen. Die Durchmischung der Luft kann bereits kurz nach Eintritt erreicht werden, allerdings entstehen in diesem Bereich nicht zumutbare Zugerscheinungen. Anwendung findet diese Art in Räumen, in denen ein Bereich exitiert, in dem sich keine Menschen aufhalten, beispielsweise in Räumen mit entsprechend hoher Deckenhöhe. Durch den hohen Vermischungsgrad kann ein sehr homogenes Temperaturprofil im Raum außerhalb der Einblszone erreicht werden.

- turbulente Verdrängungslüftung: Die Luft wird durch mehrere Öffnungen mit geringer Geschwindigkeit eingeleitet. Die Vermischung ist deutlich verringert im Vergliech zur Mischlüftung, die Luft wird eher in Richtung der Auslässe des Raumes verdrängt. Vorteilhaft ist, dass die Zone, in der Zugerscheinungen auftreten können, deutlich kleiner ist. Nachteilhaft sind die im Raum unterschiedlichen Temperaturen. Es muss ein Temperaturprofil im Raum erreicht werden, so dass im Aufenthaltsbereich der Bewohner deren Komfortempfinden berücksichtigt ist.

- laminare Quelllüftung: Bei der Quelllüftung werden viele Zuluftöffnungen geplant, so dass man sich die Zuluft eines Raumes eher als flächig vorstellen kann. Die Strömungsrichtung ist dabei weitgehend vertikal zu planen, so dass die Thermik im Raum nicht zur Mischbewegung führt. Die Lüftung soll so weit wie möglich durch Verdrängung passieren. Zugerscheinungen können so fast vollständig vermieden werden. Das Temperaturprofil hingegen ist auch in der Aufenthaltszone nicht konstant, kann aber in einem Bereich geplant werden, so dass das Komfortempfinden nicht gestört wird.

 

/// Bild: Raumlüftungsarten ///

 

2. Lüftung zwischen einzelnen Räumen

Die Räume einer Etage oder einer Wohnung bilden ein System, das belüftet werden muss. Nicht jeder Raum hat dabei eine Außenluftzu- oder abfuhr. Bestimmte Räume werden ganz bewusst mit

Zuluftöffnungen versehen, während andere nur sogenannten Fortluftöffnungen versehen sind. Von Fortluft spricht man, wenn aus einem Raum Luft nach draußen transportiert wird.

Sinnvollerweise strömt die Zuluft in Räume, in der die Anforderungen an die Luftreinheit (siehe oben Hygiene nach Pettenkofer) am höchsten sind. Das sind Schlaf-, Arbeits- und Wohnräume. Die Ansaugstellen der Fortluft sollten hingegen in Räumen liegen, in denen die Luftqualität eingeschränkt sein kann. Also in Küche, Bad und WC.

Zwischen den Räumen müssen Überströmdurchlässe (ÜLDs) so geplant werden, dass die Strömungswiderstande nicht zu groß, dder Schallschutz aber nicht zu klein wird.

 

//( Bild: Überströmdurchlass ///

 

3. Lüftungsanlage des Gebäudes

Man unterscheidet folgende Anlagen:

 

- Abluftanlagen, Zuluftanlagen, Zu- und Abluftanlagen

- Zentrale und dezentrale Anlagen

- Anlagen mit und ohne Wärmerückgewinnung (WRG)

 

Zentrale Abluftanlagen

Reine Abluftanlagen werden häufig in Küche, Bad und WC installiert. die Luft wird über einen Ventilator angesaugt, häufig im Dachraum installiert. Der Ventilator inklusive Antrieb und Regelung wird auch als Zentralgerät bezeichnet.

Die Zuluft muss durch ALDs und ÜLDs entsprechend dimensioniert werden. Vorteilhaft sind die relativ geringen Investitionkosten und geringen Leitungslängen. Nachteilhaft ist die energetische Bilanz, da sich Wärmerückgewinnung nur durch erhöhten Systemaufwand (zusätzlicher Wärmetauscher und Rückführung der Wärme ins das Heizungs oder Warmwassersystem) realisieren lässt und gleichzeitig die Energie zum Ventilatorbetrieb benötigt wird.

 

Zentrale Zulfutanlagen

Reine Zuluftanlagen werden mit Lufteinlässen in den Wohnräumen realisiert. Die Abluft wird ebenfalls durch ÜLDs und ALDs realisiert. Wärmerückgewinnung ist aufgrund des nicht fegührten Abluftstrom nicht möglich.

In der Praxis ist diese Variante selten, da der Systemaufwand durch die Leitungen in alle Wohnräume keinen erhöhten energetischen Nutzen im Vergleich zu reinen Abluftanlage bringt.

 

Zentrale Zu- und Abluftanlagen

Kombination aus Zu- und Abluftanlage, wobei nur noch ÜLDs verwendet werden, um die Strömung von Raum zu Raum zu gewährleisten. Die Wärmerückgewinnung kann direkt im Zentralgerät, in dem sich 2 Ventilatoren befinden, durch einen Wärmetauscher realisiert werden. Den höheren Investitionskosten steht dabei ein hoher energetischer Nutzen gegenüber. Gut ausgelegte Anlagen können 80% der Differenzwärme zwischen Zu- und Abluft zurück gewinnen. Im Sommer wird die WRG in vielen Anlagen durch einen Bypass abgeschaltet.

 

/// Bild: Schema: Abluft- Zuluft und Zu-/Abluftanlage ///

 

/// Bild: Zentralgerät ///

 

/// Bild: Bypass WRG im Sommer ///

 

Dezentrale Anlagen

Gerade in Bestandsgebäuden lässt sich ein zentrales System nicht mehr realisieren, da die Luftkanäle nicht mehr mit vertretbarem Aufwand installiert werden können. Anwendungsbeispiele sind:

- Nach dem Austauschvon Fenstern ist ein Lüftungssystem nach DIN 1946 Teil 6 vorgeschrieben. Es macht bauphysikalisch auch deshalb Sinn, weil die Fenster U - Wetre erreichen, die denen der Außenwände gleichen, weshalb mehr Wasser in der Luft verbleibt, das dann in die Außenwände diffundiert. Der Feuchteschutz ist also erschwert, weshalb ein Lüftungssystem eintsprechende Luftwechsel sicherstellen muss.

- Beim Ausbau von Kellerräumen ist im Falle eine Abdichtung die Diffusion durch Kellerwände unterdrückt, weshalb in Lüftungsgerät vorgesehn werden muss

 

Eine einfache Lösung, die allerdings gewisse Systembedingte Nachteile mit sich bringt, ist ein dezentrles System. Es muss raumweise installiert werden. Es gibt reine Abluftsysteme, die allerdings für den nachträglichen Feuchteschutz nur sinnvoll sind, wenn die Infiltration durch die Gebäudehülle dazu passt. Energetisch ist ein solches System mit Verlusten verbunden.

Kombinierte Zu- und Abluftsysteme mit WRG sind erhältlich und funktionieren oft im asynchronen Betrieb. Dabei lädt sich ein Wärmespeicher im Abluftbetrieb auf und entlädt sich im anschließenden Zuluftbetrieb wieder. Grund ist, dass man so Kurzschlüsse zwischen der Zu- und der Abluft vermeiden kann. Die Lösung ist relativ günstig als Sanierungsmaßnahme.

Eine weitere Möglichkeit ist ein kontinuierliches Gerät, dass die Luft seitlich ausbläst. Dabei wird der sogenannte Coanda - Effekt genutzt, der bewirkt, dass der Luftstrom seitlich zur Wand bis zu einer bestimmten Weite stabil bleibt. Auf diese Weise können ebenfalls Kurzschlüsse Zu- und Abluft in einem gewissen Maße vermieden werden. Die WRG wird bei solchen Systemen durch einen Wärmetauscher realisiert, der im kontinuierliceh Betrieb arbeitet.

 

Dezentrale Anlagen eignen sich aufgrund der Strömungsverhältnisse nur bis zu einer bestimmten Raumgrößen, worauf bei der Planung zu achten ist.

 

/// Bild: Dezentrales System asynchron ///

 

/// Bild: Dezentrales System Coanda ///

 

 

Energetische Bewertung und Wirtschaftlichkeit

 

Die energetische Bilanz einer Lüftungsanlage setzt sich aus 2 Teilen zusammen:

 

1. Ventilation

Wenn Luft bewegt wird, muss ein bestimmter Volumenstrom einen Druckwiderstand überwinden. Ein Ventilator muss eine entsprechende Leistung aufgebracht werden. Dabei müssenwie bei jeder Arbeitsmaschine die Verluste in einem Gesamtwirkungsgrad berücksichtigt werden. Im Falle eines Ventilator setzen sich die Verluste zusammen aus den Strömungsverlusten, den Motorverlusten und den Verlusten des Spannungswandlers (Inverter). Für die Leistung gilt dann:

 

Ventilatorleistung = Druckverlust x Volumenstrom / Gesamtwirkungsgrad

 

Dabei wird der Druckverlust durch einen pneumatischen Abgleich so eingestellt, dass im Anschluss die Druckverluste im Auslegungsfall bekannt sind. Die Ventilatoren werden entsprechend danach ausgelegt. In der Planungsphase werden Druckverlustketten berechnet, die unter anderen folgende Teile der Anlage berücksichtigen:

 

- Rohrleitungen nach Länge der geraden Stücke und Anzahl und Art der Umlenkungen

- Ein- und Auslässe

- Verteilerkästen

- Ventile

- Überströmdurchlässe (ÜLDs)

- Wärmetauscher oder Register

- Filter

 

Der Wirkungsgrad hat für Ventilatoren eine große Spannweite. Grundsätzlich gilt, dass die Strömungsverluste für große Ventilatorquerschnitte geringer werden. Man kann das gut im Flugzeugbau beobachten, in dem die Durchmesser der Triebwerke in den letzten Jahrzehnten immer größer geworden sind. Seit 2009 schreibt die ERP - Richtlinie für neue Geräte Grenzwerte für die Effizienz vor.

Als Beispiel soll hier ein EFH mit 600 m³ Nettovolumen, einer Luftwechselrate von 0,3 / h, einem Gesamtwirkungsgrad von 60% und einem Druckverlust von 100 Pa ergibt sich:

 

P Vent = 0,3 x 600 m³/h x 100 Pa / 0,6 = 30000 W = 8,33 W

 

Bei einem durchgängigen Lauf in diesem Betriebspunkt wären das 72 kWh im Jahr oder ca. 18 € bei 25 ct / kWh Stromkosten.

 

2. Thermische Verluste

Durch den Austausch warmer Innenluft mit kalter Außenluft entstehen thermische Verluste. Es macht Sinn bei einer energetischen Bewertung nur die thermischen Verluste zu werten, die von den Bewohnern auch tatsächlich so empfunden werden. An einem Tag, an dem auch die Heizung des Gebäudes nicht betrieben wird, ist im allgemeinen die Lüftung nur zur Ventilation vorgesehen. Daher werden im folgenden Beispiel nur die Lüftungsverluste gewertet, an denen die Heizung im Betrieb ist.

Wenn man für das obige EHFl als Standort Münster Westfalen annimmt, ergeben sich folgende Anhaltswerte für die Heizperiode eines Jahres:

 

Mittlere Temperatur an Heiztagen: 7,2 °C

Anzahl der Heiztage: 261

Enthalpie der ausströmenden, feuchten Luft (20°C, 50 % relative Feuchte): 38,6 kJ/kg

Enthalipe der einströmenden, feuchten Luft (7,2°C, 40 % relative Feuchte): 13,5 kJ/kg

Thermische Verlustleistung ohne WRG: P V,Thermisch = 1568 W

Thermische Verlustleistung mit WRG 80%: P V,Thermisch = 314 W

Wärmeverlust pro Jahr ohne WRG: 9784 kWh

Wärmeverlust pro Jahr mit WRG (80 %): 1956 kWh

Heizkosten pro Jahr ohne WRG bei 0,07 €/kWh für Erdgas: 587 € pro Jahr

Heizkosten pro Jahr mit WRG (80 %) bei 0,07 €/kWh für Erdgas: 117 € pro Jahr

Einsparung durch WRG: 452 € pro Jahr (einschließlich der Kosten für die Ventilation)

Investitionskosten für Anlage mit WRG (80 %) (grobe Schätzung): 7200 €

Ammortisationszeit bei 1% Zinsen: 15 - 16 Jahre

 

Nicht berücksichtigt ist der Umstand, dass der Heizkessel durch WRG kleiner dimensioniert werden kann beziehungsweise der Jahresnutzungsgrad erhöht wird.

 

 

Ökologische Bilanz

 

Durch die Reduzierung von 7756 kWh Wärmebedarf lässt sich bei guter Brennwerttechnik eine Einsparung von ca. 770 m³ Erdgas Endenergie erzielen und zusätzlich wird ein CO2 Ausstoß von 1,5 Tonnen vermieden.

[4] "Heizung, Klima, Technik"; Rechnagel, Sprenger, Schramek; 73. Auflage; 2007 Oldenbourg Verlag, S.1102 ff

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© Christoph Mevenkamp