Steildächer

Steildächer im Neubau

 

Steildächer eines Neubaus bestehen typischerweise aus der tragenden Struktur, einer Dämmschicht und der Wetterschutzschicht, die durch eine Holzlattung gehalten wird. Zusätzlich sind nach anerkannten Regeln der Technik eine Dampfbremse und die sogenannte Unterspannbahn einzuplanen.

 

// Bild: Prinzip typisches Steildach Neubau //

 

Die Anforderungen nach EnEV sind für einen Naubau durch ein Referenzgebäude vorgegeben. Für Neubauten und KfW - Effizienzhäuser sind folgende U - Werte als Richtwerte gegeben, die jedoch auch abweichen können, wenn sie durch andere Bauteile kompensiert werden:

 

- Nach EnEV: 0,2 W/m²K

- KfW Effizienzhaus 55: 0,14 W/m²K

 

Die Anforderungen an Dächer im Neubau sind also sehr hoch, insbesondere beim Bau von KfW Effizienzhäusern (mit KfW55 als zur Zeit niedrigstem förderfähgem Neubau - Standard, Stand 2016).

Konstruktiv wird im Wärmeschutz daher meistens eine Dämmung zwischen den Sparren, sowie eine aufsparrendämmung vorgesehen. Die Dämmstarken beeinflussen in der Summe teilweise die im Bebauungsplan zugelassenen Firsthöhen und sollten sehr frühzeitig von Architekt und Wärmeschutzplaner berücksichtigt werden.

 

Neben dem Wärmeschutz spielt der Feuchteschutz im Dachbereich eine große Rolle und ist in der Umsetzung eine Herausforderung.

Durch die großen Dämmstärken wird in der Regel keine Belüftung mehr vorgesehen. Die Dämmebene muss von innen vor Diffusion geschützt werden, von außen vor Spritzwasser bei Regen.

Anerkannte Regel der Technik, um Feuchtigkeit von innen konstruktiv abzuhalten ist der Einbau einer Dampfbremse (Folie). Wichtig sind der spannungsfreie Einbau sowie die Anschlüsse der einzelnen Folienbahnen.

Neuere Entwicklung der Technik sind diffusionsvariable Folien, die je nach Temperatur unterschiedlich viel Diffusion zulassen. Grund ist, dass auch beim Einsatz von Dampfbremsen Feuchtigkeit in die Dämmebene gelangt, die während der Trocknungsphase wieder abtransportiert werden muss.

Austrocknungsphasen sind insbesondere heiße Sommertage, während der sich der Diffusionsstrom umkehrt und Feuchtigkeit aus der Dämmebene nach innen transportiert wird, was durch die innen liegende Dampfbremse möglichst wenig behindert werden sollte. Durch Folien, die den Tranport bei höheren Temperaturen zulassen, kann das erreicht werden. Allerdings sind diese Entwicklungen momentan noch keine anerkannte Regel der Technik und für den Bauherren bleibt so ein Restrisiko bestehen.

 

Der Schutz vor Spritzwasser bei Regen wird durch das Verlegen von Unterspannbahnen von außen auf die Dämmebene erreicht. Hierbei ist zu beachten, dass auch der Abtransport der Feuchtigkeit nach außen reduziert wird, so dass eine Diffusionsdurchlässigkeit hier gewünscht ist.

 

 

Steildächer im Bestand

 

Im Bestand sind die Bauweisen sehr unterschiedlich und in diesem Rahmen kann nur ein kurzer Einblick gegeben werden.

 

In vielen Fällen sind noch keine Wärmedämmungen vorhanden. Besonders bei nicht ausgebauten Dächern ist diese Variante häufig. Für den Bauherren bietet sich als Alternative zu Dachsanierung für den Wärmeschutz dann die Dämmung der obersten Geschossdecke als kostengünstige Variante an, die ohnehin zu den wenigen verpflichtenden Maßnahmen der EnEV gehört.

 

// Bild: Ungedämmtes Steildach //

 

Im Bestand finden sich auch häufig Dächer, die zwischen den Sparren bereits gedämmt sind, und eine Hinterlüftung aufweisen. Diese Bauart entspricht der eines Kaltdaches, das auch heute noch im Flachdachbau zur Anwendung kommt. Durch die Hinterlüftung ist die Bauphysik (Wärme- und Feuchtetransport) gut und die Dämmebene oft trocken.

 

Die Sanierung von Steildächern ist eine wirtschaftlich aufwändige Maßnahme. Oft bietet sich aber eine solche Sanierung dann an, wenn eine Dachsanierung auch aufgrund des Alters der Dachdeckung notwendig wird. Als Einzelmaßnahme ist eine Sanierung des Daches nach den Wärmeschutzanforderungen der EnEV vorgeschrieben, wenn mehr als 10% der Bauteilfläche erneuert wird. Einzelne Dachpfannen können also auch ohne Sanierung ausgetauscht werden.

Die U - Wert Anforderungen als Einzelmaßnahme sind:

 

- EnEV: 0,24 W/m²K

- KfW Einzelmaßnahme: 0,14 W/²K

 

Häufig kommen drei Arten der Dachdämmung bei Sanierungen vor. Die Zwischensparrendämmung, die Aufsparrendämmung und die Untersparrendämmung.

 

// Bild: Auf- und Zwischensparrendämmung, Untersparrendämmung //

 

1. Zwischensparrendämmung

 

Eine Zwischensparrendämmung erhöht die Dachdicke nicht und ist aus optischen sowie baurechtlichen Gründen (Firsthöhe im Bebauungsplan) oft vorteilhaft. Insbesondere, wenn die Zugängigkeit gegeben ist, also bei nicht ausgebauten Dachgeschossen, bietet sich diese Art der Dämmung an.

Die Dicke kann dann entsprechend der Sparrendicke gewählt werden. Als Materialien kommt oft Minaralwolle zum Einsatz mit Wärmeleitfähigkeiten von 0,032 - 0,035 W/mK. Als Anhaltswerte ergeben sich bei 0,032 W/mK folgende minimale Dämmstärken:

 

- EnEV: Mindestens 14 cm

- KfW Einzelmaßnahme: 24 cm

 

Konstruktiv läßt sich die EnEV Anforderung damit durch eine Zwischensparrendämmung je nach Sparrendicken erfüllen, während eine KfW Förderung nur mit einer zusätzlichen Aufsparrendämmung erreicht werden kann. Die Entscheidung liegt in der Hand des Bauherren.

 

Der Feuchteschutz ist physikalisch gleich zu dem des Neubaudaches. Konstruktiv ergeben sich oft Unterschiede, da aufgrund der Zugänglichkeit die Dampfbremse unterhalb oder oberhalb der Sparren gelegt wird.

 

// Bild: Dampfbremse über und unter den Sparren //

 

Eine Dampfsperre oberhalb der Sparren kommt zwar in der Praxis vor, ist aber hinsichtlich des Feuchteschutzes keine gute Lösung, da der Dachsparren nicht geschützt ist und besonders im Winter Feuchtigkeit ausfallen kann.

 

2. Aufsparrendämmung

 

Aufsparrendämmungen liegen als Platten auf den Sparren. Dadurch wird zunächst die Optik des Hauses geändert. An den Platten wird die Konterlattung und darauf die Dachlattung befestigt und die Dachdeckung wird darauf gelegt. Daher haben Dämmplatten der Aufsparrendämmung auch statische Anforderungen zu erfüllen. Je nach Biegesteifigkeit des Dämmaterials muss unterhalb der Dämmschicht eine Holzschale montiert werden.

 

Die Kriterien, nach denen ein geeigneter Baustoff für eine Aufsparrendämmung ausgesucht wird sind:

 

- Dämmeigenschaften

- Optik (gute Dämmeigenschaften führen zu geringeren Dämmschichtdicken

- Feuchteschutz

- thermische Trägheit

- Preis

 

Die Dämmeigenschaften werden durch die Wärmeleitfähigkeit definiert. Typische Baustoffe und deren ungefähre Wärmeleitfähigkeiten (je niedriger desto besser) sind in der folgenden Tabelle angegeben. Für die EnEV - Anforderung eines U - Wertes von 0,24 W/m²K ergeben sich dazu minimale Dämmdicken

Baustoff Wärmeleifähigkeit minimale Dämmstärke
  [W/mK]  
     
Mineralwollplatten 0,032 - 0,040 16 cm
EPS - Hartschaumplatten 0,032 - 0,040 16 cm
Holzfaserplatten 0,040 - 0,050 18 cm
Polyurethanplatten 0,025 - 0,035 12 cm

Die Optik ist in einigen Fällen von besonderer Bedeutung, beispielsweise bei Reihenhäusern gleicher Höhe. Oder einfach durch Wunsch des Bauherren. Die geringsten Dicken ergeben sich bei der besten (niedrigsten) Wärmeleitfähigkeit.

 

Leider ist die Frage nach dem richtigen Material hier viel komplizierter.

 

Der Feuchteschutz ist ebenfalls von großer Bedeutung. Weil der Dachstuhl, besonders die Dachsparren, durch Feuchtigkeit beschädigt werden können und sich so große Bauschäden ergeben können.

Daher sind Baustoffe mit einer hohen Feuchtedurchlässigkeit zu bevorzugen. Ein anschauliches Maß dafür ist der sD - Wert, der angibt, wie dick eine ruhende Luftschicht sein muss, damit sie genau soviel Feuchtigkeit durchlässt, wie ein betrachtetes Bauteil. Bei sehr hohen Werten spricht man von einer Dampfsperre, da so gut wie keine Feuchtigkeit durchgelassen wird, bei mittleren Werten von Dampfbremsen und bei niedrigen Werten von diffusionsoffenen Bauteilen. Für die oben angegebenen Bauteile sind im folgenden ungefähre sD - Werte angegeben, wobei minimale Dämmstärken angenommen werden.

Baustoff typische Bauteildicke sD - Wert
    [m]
     
Mineralwollplatten 16 cm 0,32
EPS - Hartschaumplatten 16 cm 9,6
Holzfaserplatten 18 cm 1,8
Polyurethanplatten 12 cm 720

Polyurethan ist also dampfdicht (Dampfbremse), so dass sich Feuchtigkeit hinter der Dämmschicht sammelt und nur wenig davon abtransportiert wird. Konstruktiv kann das durch eine sehr gute, innen liegende Dampfbremse ausgeglichen werden, jedoch kann bereits bei kleineren Fehlern in der Ausführung ein Schaden entstehen.

Die anderen Baustoffe, insbesondere Mineralwollplatten lassen einen Abtransport der Feuchtigkeit zu.

 

Die thermische Trägheit ist besonders im Sommer wichtig, da gerade im Dachgeschoss tagsüber hohe und nachts eher kühle Temperaturen das Komfortempfinden negativ beeinflussen. Das liegt daran, das Dachkonstruktionen im allgemeinen weniger Wärme aufnehmen können als Außenwände. Und auch die Innenwände sind im Dachgeschoss oft schlanker. Dachgeschosse sind insgesamt von leichterer Bauart als die anderen Geschosse. Grund hierfür ist die Statik von Gebäuden. Leichte Konstruktionen haben tendenziell eine geringere Wärmespeicherfähigkeit. Daher ist bei der Wahl des Dämmstoffes ein höheres Gewicht vorteilhaft, solange die Tragfähigkeit des Dachstuhls ausreichend ist. In diesem Punkt wären Holzfaserdämmplatten also eine gute Wahl.

 

3. Untersparrendämmung

 

In einigen Fällen kann auch eine sehr günstige Untersparrendämmung gebaut werden. Dabei werden Dämmplatten unterhalb der Sparren angebracht.

Zu beachten ist, dass es sich dabei um eine Innendämmung handelt, die keine anerkannte Regel der Technik ist.

Grund ist der Feuchteschutz, da der Taupunkt innerhalb der Dämmebene liegt, wenn keine andere Dämmschicht (siehe oben) vorhanden ist.

 

Der Sachverständige wird normalerweise nur dann dazu raten, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

 

- Die bauliche Situation (Hinterlüftung) ermöglicht einen guten Abtransport von Feuchtigkeit

- Die Wohnsituation (private Nutzung bei geringer innerer Feuchtebelastung) lassen geringere Anforderungen an den Feuchteschutz zu

- Der Bauherr ist über die Restrisiken aufgeklärt und veranlasst auf eigenen Wunsch und eigenes Risiko die Planung einer Untersparrendämmung

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© Christoph Mevenkamp