Dämmung der Gebäudehülle

Wenn ganz allgemein von Dämmung gesprochen wird, können neben flächigen Bauteile auch Perimeterdämmungen und die Dämmung von Wärmebrücken gemeint sein.
In diesem Abschnitt sollen einige konstruktive Punkte zum Dämmen der Gebäudehülle erläuter werden.

 

 

Von der Bauphysik zur Umsetzung - Beispiele

 

Bauphysikalisch wird die Dämmeigenschaft eines Bauteils durch den U - Wert bewertet.

 

Konstruktiv und in der Umsetzung ist eine Dämmschicht nie genau so ausgeführt, wie sie in der Bauphysik berechnet wurde. Es ist aber natürlich das Ziel, so gut wie möglich die Vorhersage zu erreichen.

 

Das Thema ist sehr umfangreich und hier sollen nur beispielhaft einige Punkte der Umsetzung genannt werden.

 

1. Vermeidung von zu großen Fugen

 

Dämmschichten können mit festen Platten ausgeführt werden. Beispiele sind Hartschaumplatten aus XPS, EPS oder PUR sowie Holzfaserplatten. Zwischen diesen Platten sind Fugen, die in der Ausführung gering gehalten werden müssen. Eine zu große Fuge in der Dämmebene ist eine thermische Schwachstelle.

 

// Bild: thermographie dazu //

 

Häuser sind durch Windlasten oder Temperaturdehnungen ein Verbund beweglicher Teile. Fugen zwischen Dämmplatten sollten nicht genau mit Bereichen zusammen fallen, in denen Bewegung senkrecht zur Fuge zu erwarten ist. Ein Beispiel ist der Pistolenschnitt an Fensterecken.

 

// Bild: Pistolenschintt //

 

2. Sicherer Sitz

 

Viele Dämmschichten werden mit flexiblen Baustoffen ausgeführt. Am häufigsten kommt dabei Mineralwolle zum Einsatz. Solche Dämmstoffe müssen mechanisch fixiert werden nach anerkannten Regeln der Technik, um während der gesamten Nutzungszeit eine sichere Lage im Bauteil zu haben.

 

// Bild: Abgerutschte Dämmung //

 

Dämmplatte werden verklebt und teilweise noch mechanisch fixiert. Auch hierbei können während der Ausführung Probleme auftreten. Ein Beispiel ist das Abrutschen beim Anfüllen des Erdreiches. Grund ist hierbei die falsche Ausführung am Fußpunkt.

 

// Bild: Abrutschen nach Anfüllen //

 

3. Vermeidung von Feuchtigkeit

 

Wenn Wasser dauerhaft in der Dämmebene auftritt kann es zur Schimmelbildung kommen. Aber bereits bei temporär auftretender Feuchtigkeit wird die Dämmwirkung reduziert, da Wasser Wärme gut leitet. Deswegen sollte die Dämmebene grundsätzlich trocken sein. Es gibt aber Bereiche, wie Kellerwände oder ein Umkehrdach, in denen Wasser zeitweise auftreten kann.

Notwendig ist, dass das Wasser gut (also schnell) wieder abfließen kann. Besser ist jedoch immer die Vermeidung. Eine Perimeterdämmung des Kellers wird mit wasserfesten Dämmmaterialien ausgeführt. XPS oder Schaumglas sind hier gängig. Diese Baustoffe werden an die Tragschale geklebt. Je nach Klebeverfahren kann Wasser nach einem Regenguß zeitweise hinter der Dämmebene auftreten. Konstruktiv kann das verhindert werden und so auch für diesen Fall der Wärmeverlust reduziert werden.

 

// Bild: Randwulstverfahren //

 

Dämmkonzept für die gesamte Gebäudehülle

 

In jedem Fall bei einem Naubau, seltener bei einer Sanierung, wird die gesamte Gebäudehülle energetisch geplant.

 

Betrachtet man die gesamte Gebäudehülle, ergibt sich als erstes die Frage, wie man zu einem energetisch guten Gesamtergebnis kommt.

Der Ansatz der EnEV für Neubauten und Gesamtsanierungen ist über ein Referenzhaus definiert. Das lässt dem Planenden gewisse Freiheiten, die allerdings begrenzt sind durch die mittlerweile sehr hohen Gesamtanforderungen.

 

Konstruktiv lassen einige Bauteile allerdings schlicht nicht so gute Dämmeigenschaften zu, wie andere.

 

Bauteile mit eher guten Dämmeigenschaften sind:

 

- Außenwände

- Dach

- Decken

 

Bauteile mit eher schlechten Dämmeigenschaften sind:

 

- Fenster und Türen

- Bodenplatte

 

Gleichzeitig gilt:

 

- Außenwände, Dach und Decken haben üblicherweise den größten Flächenanteil.

- Gute Dämmung von Fenster, Türen und Bodenplatte haben einen verhältnismäßig höheren Invest

 

Es ist also wirtschaftlicher, gute Dämmeigentschaften bei Außenwänden, Dach und Decken einzuplanen, als bei Fenster, Türen und Bodenplatte.

 

Gestalterisch haben Bauherren und Architekten davon abweichende Anforderungen, was nachvollziehbar ist.

 

- schlanke Wände gewünscht, um möglichst viel Nutzfläche zur Verfügung zu haben. Zudem sind die Fenster bei schlanken Wänden weniger verschattet.

- große Fensterflächen sind gewünscht, da helles Wohnen wichtiger Teil der Lebensqualität ist

 

Auf der Habenseite einer gut gedämmten Gebäudehülle sind der bessere Wohnkomfort und niedrige Betriebskosten.

 

Eine Möglichkeit, hier einen Kompromiss zu finden, mit dem der Bauherr zufrieden ist und der dem Architekten entsprechende Gestaltungsmöglichkeiten lässt, ist es, möglichst frühzeitig die energetische Planung zu berücksichtigen. Wie man an vielen Neubauten sehen kann, lassen sich Ergebnisse erzielen, die gestalterisch und energetisch hochwertig sind. Dabei können Investitionskosten gerade dann niedriger gehalten werden, wenn rechtzeitig und ordentlich geplant wird.

 

 

Sanierung durch Einzelmaßnahmen

 

Ganz anders ist die Situation bei Einzelmaßnahmen. Hier geht es oft darum, sehr schlecht gedämmte Bauteile zu verbessern. Je nach Invest lassen sich so wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen finden.

 

Neben der Wirtschaftlichkeit geht es ja nach Gebäude um weitere Überlegungen:

 

- Erhaltung der Optik eines Gebäudes, auch im Verbund der Nachbargebäude

- Technische Umsetzbarkeit (z.B. WDVS an Bestandsgebäuden)

- Lebenserwartung und Wartungsfreiheit von Sanierungen

- Wohnkomfort

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© Christoph Mevenkamp