Wesentliche Funktionen einer Außenwand sind:
- Statik
- Wetterschutz
- Sicherheit (z.B. vor Einbrüchen)
- Sicht- und Lichtschutz
- Brandschutz
- Schallschutz
- Wärmeschutz
Es gibt eine Vielzahl von Aufbauten für Außenwände. Die gängisten sind im folgenden beschrieben.
Monolithisches Mauerwerk
Eine monolithische Außenwand besteht aus einer Steinschicht, die neben der statischen Funktion unter anderen auch den Wärmeschutz übernimmt. Im Bestand findet man solche Aufbauten sehr häufig. Aber auch Neubauten mit hohen Wärmeschutzstandards wie beispielsweise KfW55 Effizienzhäuser können mit monolithischen Mauerwerken ausgeführt werden. Der Wärmeschutz kann durch entsprechende Baustoffe angepasst werden, die einen hohen Luftanteil aufweisen. Beispielsweise Porenbeton oder Lochziegel.
Zusätzlich zum Wärmeschutz werden durch derart leichte Baustoffe auch Statik und Schallschutz beeinflusst, was bei der Planung berücksichtigt werden muss.
Vorteilhaft sind der relativ einfache Aufbau und die handwerkliche Umsetzbarkeit, Nachteilhaft können der höhere Materialpreis, sowie in einigen Fällen der schlechtere Schallschutz oder die Robustheit (z.B. beim Anhängen von Regalen) sein.
Monolitisches Mauerwerk wird in vielen Fällen mit Innenputz und Außenputz versehen.
/// BILD 1 - Monolithisches Mauerwerk ///
Zweischaliges Mauerwerk
Ein zweischaliges Mauerwerk ist von innen nach außen folgendermaßen aufgebaut:
- Tragschale, häufig aus Kalksandstein,
- Zwischenraum, der unter anderem den Wärmeschutz gewährleistet
- äußere Schale, häufig aus Klinker, die den Wetterschutz übernimmt
Die Funktionen Statik, Wärmeschutz und Wetterschutz werden also von unterschiedlichen Schalen und damit auch Baustoffen übernommen, die an ihre Funktion angepasst werden.
Der Raum zwischen den beiden Schalen kann unterschiedlich ausgeführt werden. Grunsätzlich unterscheidet man zwischen kerngedämmten und hinterlüfteten Wänden. Beim Neubau werden aufgrund des besseren Wärmeschutzes bei gleicher Mauerdicke häufig kerngedämmte Wände geplant, während im Bestand hinterlüftete Wände wegen ihrer besseren bauphysikalischen Eigenschaften gebaut worden sind.
// Bild 2 - Zweischaliges Mauerwerk, kerngedämmt //
Wärmedämmverbundsystem (WDVS)
Das WDVS hat keine tragende Funktion. Es wird auf ein monolithisches Mauerwerk aufgebracht und sowohl beim Neubau als auch im Bestand häufig gebaut.
Das WDVS ist von innen nach folgendermaßen aufgebaut, wobei die tragende Schale nicht dazu zählt:
- Klebeschicht
- Dämmplatten
- Außenputz
Wichtig ist, dass ein WDVS als Ganzes zugelassen ist. Die einzelnen Komponenten dürfen also nicht durch andere Produkte getauscht werden. Gerade bei Sanierungsarbeiten ist das in der Praxis häufig relevant, da beispielsweise nur in bestimmten Fällen und bei genauer Kenntnis des WDVS Mängel durch Beiputzen behoben werden dürfen. In anderen Fällen muss das gesamte WDVS ausgetauscht werden.
Die Klebeschicht kann im Zahnspachtel- oder Randwulstverfahren ausgeführt werden (siehe Bild). Ziel muss dabei immer sein, je nach baulichen Verhältnissen Wasser hinter den Dämmplatten zu vermeiden, insbesondere permanente Ablagerungen.
Die Dämmplatten leisten den Wärmeschutz. Als Baustoffe werden häufig Polystyrol, Mineralfaser- oder Holzfaserplatten verwendet. Während Polystyrol die günstigste Variante ist, sind Mineral- und Holzfaserdämmplatten in den Bereichen Brandschutz und Vermeidung von Algenbildung vorteilhaft.
Wichtig ist außerdem die fachgerechte Zuschneidung und das Anbringen der Platten, so dass Bauschäden vorgebeugt wird.
Der Außenputz ist die Wetterschutzschicht. Es kommen Dünn- und Dickputzvarianten zum Einsatz und man unterscheidet zwischen Kunststoff- und Mineralputzen. In den Außenputz wird ein Gewebe eingebracht, das die Spannungen, die durch Bewegungen in der Wand entstehen, aufnimmt und die Bildung von Dehnungsrissen verhindert.
Der Sachverständige muss beim WDVS alle Bestandteile während der Ausführung prüfen, solange die Sichtbarkeit jeweils gegeben ist.
// Bild: Klebeverfahren //
// Bild: WDVS //
Bei energetischen Sanierungen ist das WDVS oft die einzige Möglichkeit zur Verbesserung der Außenwanddämmung, da es auf monolithische Wände nachträglich aufgebracht werden kann. Zulässig ist das nur, wenn in der bestehenden Außenwand keine Luftschicht vorhanden ist. Dahingehend muss zunächst eine Prüfung vorgenommen werden und eine eventuell vorhandene Luftschicht mit schäumenden Dämmstoffen aufgefüllt werden.
Vorgehängte Hinterlüftete Fassade (VHF)
Bei der VHF wird eine Schale für den Wetterschutz an einer tragenden Schale verankert. Durch die tragenden Strukturen entstehen fachwerkartige Ausführungen, die auch beim Wärmeschutz brücksichtigt werden müssen. Die Bestandteile einer VHF sind:
- Verankerungsschale: Tragende Schale, Tragwerk
- Unterkonstruktion: Struktur, die die äußere Schale trägt.
- Dämmschicht: Wärmeschutzschicht, die sich auf der Verankerungsschale befindet
- Hinterlüftung: Bewegte Luftschicht zwischen Dämmschicht und Fassadenbekleidung
- Fassadenbekleidung: Optik und Wetterschutz
VHF werden immer häufiger eingesetzt, mittlerweile auch in Wohngebäuden. Vorteile sind:
- sehr flexibles Design
- sehr gute Bauphysik, da Feuchteprobleme durch Hinterlüftung an den flächigen Bauteilen gut vermieden werden können
- nachträgliche Austauschbarkeit
Der Nachteil ist der hohe Preis, verglichen mit den anderen gängiger Außenwandarten.
Die Planung des Wärmeschutzes wird, anders als bei allen anderen oben genannten Fassaden, durch eine Fachwerksberechnung geplant. Mt Einführung der EnEV ist dabei ein genaueres Verfahren nach DIN EN ISO 6946 eingeführt worden, das mittlerweile anerkannte Regel der Technik ist. Dabei werden die Wärmeströme entlang der Bauteilfläche berücksichtigt.
// Bild: Prinzip Vorhangfassade //
// Bild: Beispiel VHF //
// Bild: Wärmestrom im Bereich der Unterkonstruktion //